Race Across Germany 2021: 1116 Kilometer für den guten Zweck

Am vergangenen Freitag starteten Erwin & Manuela Bootsmann zu ihrer, bereits seit letztem Jahr voller Spannung erwarteten, großen sportlichen Herausforderung dem „Race Across Germany“. 

Von Flensburg nach Garmisch-Patenkirchen hieß es nonstop die 1116 Kilometer als Mixed-Team im Renntempo zu bestreiten.

Mit im Gepäck hatten die beiden RC Pfeiler ein Spendenprojekt zu Gunsten der Stiftung „Große Hilfe für kleine Helden“ und zwei Begleitfahrzeuge mit jeweils drei Teammitgliedern als Rundumbetreuung. Ein Spendenziel von 1116 Euro wollten Bootsmanns auf dem langen Ritt erreichen und hatten sich dafür eine Zielzeit von 48 Stunden vorgenommen.

Voller Motivation und reichlich Dampf in den Beinen stand Erwin am Start und drehte gleich nach dem Startschuss, der pünktlich 09:00 Uhr erfolgte, am Gaspedal seines Rennrades. Bereits im Vorfeld hatte Erwin die vorgegebene Route ausgearbeitet und in einzelne Segmente aufgeteilt. So war von Beginn an klar wer von den beiden Radsportlern welche Etappe zu bewältigen hatte, denn es sollte nichts dem Zufall überlassen werden.

 

Erwin hatte knapp 60 Kilometer bis zum ersten Wechselpunkt in Osterby zu fahren, wo die erste Transponderübergabe an Manuela stattfinden sollte. Diese gestaltete sich schwieriger als gedacht, da bereits auf der ersten Etappe drei nicht angekündigte Baustellen umfahren werden mussten. Daher war schnelles Handeln nötig und ein neuer Treffpunkt für den bevorstehenden Wechsel musste gefunden werden. Durch die perfekte Abstimmung der beiden Begleitteams untereinander, konnte Manuela am neu vereinbarten Standort den Transponder in Empfang nehmen und ihre erste Etappe abspulen.

 

 

Ebenfalls voller Energie und Euphorie trat sie in die Pedale als wäre der Teufel hinter ihr her. Dies und bereits zu Beginn auftretende Magenprobleme sollten ihr im späteren Verlauf zum Verhängnis werden. Der starke Rückenwind sowie die nicht zu unterschätzenden Seitenwindböen machten das Rennen zwar schnell, aber auch gefährlich.

 

Es wurden kleine verschlafene Orte durchfahren und selbst eine für Rennräder nicht geeignete ausgewaschene Schotterpiste durch den Wald musste überwunden werden. Es grenzte an ein Wunder, dass nach diesem Querfeldeineinsatz kein Platten zu verzeichnen war.

 

Bei ihrem dritten Einsatz hatte Manuela mit immer stärker werdenden Magenproblemen zu kämpfen und signalisierte ihrem Begleitteam, dass ein Beenden der vorgesehenen Strecke nicht möglich war. Erwins Team wurde kurzer Hand von den auftretenden Schwierigkeiten informiert und fuhren Manuela entgegen. Um keine Zeit zu verlieren wurde ein vorgezogener Wechsel durchgeführt und Erwin musste dadurch bis zur nächsten Transponderübergabe 85 Kilometer bewältigen, in der Hoffnung dass sich Manuela wieder erholen würde und weiterfahren kann.

 

 

Inzwischen war die Nacht hereingebrochen und die Fahrt gestaltete sich durch den aufkommenden Nebel schwierig und gefährlich. Zur Absicherung fuhr das Begleitfahrzeug immer direkt hinter dem Radfahrer. Erwin bewältigte allein in dieser Nachtfahrt auf 75 Kilometern in Bergziegen-Manier 1308 Höhenmeter, da die Route mitten durch die Rhön führte. Ab und an standen kleine Gruppen mit Blinklichtern am Straßenrad und feuerten die gelegentlich vorbei ziehenden Radler lautstark an.

 

 

Erschöpft und mit aufkommenden Gesäßschmerzen strampelte Erwin dem morgendlichen Sonnenaufgang entgegen. Von Manuela und ihrem Begleitteam wurde er bereits zur Transponderübergabe erwartet und mit Kamillentee in der Trinkflasche machte sich Manu auf die weitere Fahrt gen Süden. Der Tee wirkte wie Zaubertrank und endlich lösten sich die Magenbeschwerden in Wohlgefallen auf. Einzig ihre Schaltung am Rennrad machte noch einige Schwierigkeiten, die jedoch in Nullkommanichts von ihrem Begleitfahrer Jürgen an der nächsten Wechselstelle behoben wurden. Schnell wurde die Schlaufe an der Heckklappe zur Radhalterung umfunktioniert und Jürgen waltete als Radmechaniker seines Amtes. Auch der Mantel vom Hinterrad wurde in Windeseile gewechselt um einem Defekt vorzubeugen.

 

 

Das RC Pfeil Team hatte bereits 780 Kilometer in den Beinen und befand sich in der Anfahrt nach Kitzingen. Dort wurden sie bereits von Familie Schestak erwartet, die frische Brezeln, belegte Brötchen sowie Kaffee, Tee und Kaltgetränke bereitgestellt hatten. Dies war für alle Teammitglieder eine willkommene Abwechslung, denn es lagen noch reichlich Kilometer und eine weitere Nachtfahrt vor ihnen.

 

Mit Anbruch der Nacht und einem weiterem Wechsel in Affing, inzwischen lagen 980 Kilometer hinter den RC Pfeilern, stellte sich auch der Regen ein. Manu hatte sich bereits leichte Regenkleidung übergestreift und ließ sich von den inzwischen Pfützen bedeckten Straßen nicht abschrecken. Das Ziel in greifbarer Nähe mobilisierte noch einmal neue Kräfte und der Gedanke an das immer weiter ansteigende Spendenbarometer ließ beide Radler kräftig in die Pedalen treten.

 

 

Die letzten sechs Kilometer fuhren Erwin und Manuela gemeinsam, gefolgt von beiden Begleitfahrzeugen in Richtung Garmisch, denn auf dem Schanzentisch wartete das ersehnte Ziel auf alle. Allerdings gestaltete sich die Anfahrt dorthin schwieriger als gedacht, da der Veranstalter keinerlei Wegmarkierungen angebracht hatte. Nach fünfzehnminütiger Suche und einem Telefonat mit dem Organisator konnte man den 500 Meter langen und 18-prozentigen Anstieg zum Schanzentisch hinauffahren. Oben angekommen erwartete die beiden Finisher nach 43 Stunden über 1145,26 Kilometern und 8514 Höhenmetern das ersehnte Ziel. Es wurden auf dieser Fahrt von beiden Radlern 25185 Kalorien verbrannt und sie hatten einen Wasserverlust von 25,4 Litern.

 

 

Durch die perfekte Zusammenarbeit vom gesamten Begleitteam konnten Bootsmanns ihr gesetztes Zeitziel von 48 Stunden weit unterbieten.