King of the Lake am Attersee: Keine Möglichkeit zum Windschattenlutschen - es zählte nur der Druck auf dem Pedal

Am Samstag, den 15. September 2018 war es wieder soweit:  „King of the Lake“, das in Europa größte und wohl bekannteste Einzelzeitfahren stand wieder auf dem Plan.  Beim Durchforsten diverser Rennterminlisten ist dem ein oder anderen dieses Event sicher schon einmal aufgefallen. 

 

Bei der achten Auflage des „ASVÖ King of the Lake“ kämpften insgesamt 1.275 Radfahrer aus 14 Nationen, darunter das „Who is Who“ der österreichischen und deutschen Zeitfahrszene, um die heißbegehrte Krone am Attersee.  Einmal rund um den See, 47,2km mit 280 Höhenmetern, bei Sonnenschein und angenehmen Temperaturen.  Auf einer vollständig abgesperrten Strecke mit ständigem Blick auf den See und das Bergpanorama im Hintergrund. Im 15-Sekunden-Takt ging es für die Fahrer von der Rampe, vorbei an herrlichen Landschaften und durch idyllische Dörfer. Immer wieder frenetisch angefeuert von den zahlreichen Zuschauern an der Strecke.

Für Roland Eberhardt  war bisher aufgrund der großen Entfernung von gut 500 Kilometern nie wirklich ein Start in Betracht gekommen.  Durch einen Startplatzgewinn bei www.radsportkompakt.de im letzten Jahr aber kam er doch in den Genuss einmal bei diesem Rennen am Start zu stehen. Und nachdem der Termin für 2018 bekannt gegeben wurde, buchte er nach kurzer Überlegung  erneut einen Startplatz, so sehr haben die tollen Eindrücke vom Rennen die weite Anreise vergessen lassen. Somit gab es für Roland nur ein Ziel. Er hat das Training noch stärker auf das Zeitfahren ausgerichtet, bestritt zur Vorbereitung einige kleinere Einzelzeitfahren, feilschte an seinem Zeitfahrboliden, der Bekleidung und optimierte seine Sitzposition auf dem Rad.

Ebenso zum zweiten Mal am Start war Martin Rank. Auch er hat sich gemeinsam mit Norbert Stegmüller und Jörg Gabriel auf den langen Weg gemacht, um an diesem hervorragend organisierten Rennen alles aus sich herauszuholen.  Martin sammelte über das Jahr hinweg  viele Trainingskilometer und hat in spezifischen Einheiten an seiner Tempohärte gearbeitet. Zudem startete er wie in den Jahren zuvor als Staffelfahrer bei diversen Triathlonwettkämpfen.   

Aber warum Zeitfahren? Es gilt als Königsdisziplin im Radsport: Kein Taktieren, Belauern, Windschattenlutschen oder dergleichen. Nur der einsame Kampf: Fahrer gegen Uhr. Die Faszination am Zeitfahren ist die reine Geschwindigkeit, das Surren und Rauschen der Laufräder, der Kampf gegen die Schmerzen bei Ausbelastung und der Rausch der Gefühle, in den man dabei unwillkürlich versetzt wird.  Insbesondere beim „King of the Lake“, denn hier muss man als Nicht-Profi mehr als eine Stunde lang richtig in die Pedale treten.  Damit ist das Rennen auch ideal geeignet, seine (angenommene, erhoffte oder geratene)  FTP-Stundenleistung richtig unter Wettkampfbedingungen auszuloten bzw. zu bestätigen (diejenigen die mit einem Powermeter fahren wissen was gemeint ist).  Für viele Fahrer liegt hier das Ziel bei 1:10:30 Stunden, denn das entspricht genau der „magischen“ Schwelle einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40km/h.

Der ideale Zeitfahrer sollte groß und kräftig sein, denn die Leistung steigt proportional zum Fahrergewicht (im Idealfall zumindest).  Da ein Großteil der Leistung für die Überwindung des Luftwiderstandes aufgebracht werden muss, sich die Stirnfläche durch den größeren und kräftigeren Fahrer aber aufgrund der flachen, aerodynamischen Sitzposition aber weniger stark vergrößert, ist der ideale Fahrertyp eben eher groß und kräftig. Zudem spielt das Körpergewicht beim Zeitfahren eine eher untergeordnete Rolle, da die Strecken meist eher flach und weniger kurvenreich konzipiert sind. Ziel beim Zeitfahren ist es, möglichst schnell seinen Rhythmus zu finden, die aerodynamische Position auf dem Rad konsequent einzuhalten und vor allem die Leistung an der individuellen, anaeroben Schwelle auszurichten, um nicht zu überpacen. 

Die gesammelten Eindrücke waren wieder einmalig:  klasse Stimmung, Aufregung, Adrenalin, super Landschaft, perfektes Wetter, interessante Leute und Zeitfahrräder, die jeden Technikfreak begeistern und obendrein noch richtig schön aussehen.

Zudem war das Rennen mal wieder mit zahlreichen prominenten Rennfahrern wie Georg Preidler (mehrfacher österreichischer Meister im EZF), Christoph Strasser (mehrfacher RAAM Gewinner) oder Adelheid Schütz (mehrfache EZF Weltmeisterin) besetzt.  Auch die österreichische Radbundesliga nutzte die perfekten Bedingungen als Generalprobe für die kommenden Weltmeisterschaften in Tirol. 

Roland erzielte mit einer Zeit von 1:08:00Std. (41.6km/h) den 121. Platz in der Gesamtwertung und den 51. von 129 in seiner Altersklasse.

Martin belegte in einer Zeit von 1:06:27Std (42.6Km/h) sogar den 77. Platz in der Gesamtwertung, und den 29. Von 140 in der Altersklasse U50.

Link: King of the Lake